Museum der Erinnerung

23. Januar 2019


Der erste Monat des neuen Jahres ist nun bald schon vorbei. Die Zeit ist schon etwas sehr Faszinierendes, denn jeder empfindet sie verschieden. Für manche vergeht die Zeit unglaublich schnell, für andere zieht sich jede Minute ins Unendliche. Die Zeit wirkt sich nicht nur auf das aktuelle Empfinden des Hier und Jetzt aus, sondern auch auf das Erinnern. Das Gehirn neigt bei einem Großteil der Menschen dazu, dass alltägliche Dinge nicht ins Langzeitgedächtnis gelangen. Sondern dort vor allem einschneidende Ereignisse von sowohl positiver als auch negativer Art ihren Platz finden und damit stärker im Erinnerungsprozess verankert sind als die Alltäglichen.


An einem bestimmten Punkt werden Erinnerungen zu Geschichten.

Ich lese aktuell von Anna Stothard das Buch Museum der Erinnerung. Die Protagonistin des Buches hat über all die Jahre verschiedene Gegenstände gesammelt wie bspw. Muscheln, Zeitungsartikel, getrocknete Pflanzen. Jedes dieser Erinnerungsstücke verbindet sie mit einem gewissen Ereignis aus ihrer Vergangenheit. Ich finde diese Idee wirklich schön, denn auch wenn man im Hier und Jetzt leben soll, vergisst man doch so vieles, was solches Erinnerungsstücke bewahren können.
Letztes Jahr um diese Zeit habe ich ebenfalls mein eigenes kleines Museum der Erinnerung zu gestalten, da ich angefangen habe ein Jahresalbum zu führen. Mit meine Mama zusammen habe ich ein Ringbuch gebunden, in dem ich jeden Monat des Jahres meine Handyfotos, die ich ohnehin im Alltag mache, einklebe. Während zu Beginn es sehr regelmäßig geklappt hat, habe ich Mitte des Jahres doch eher geschwächelt und die Fotos erst im November nach meinem Interrail einklebt. Aber es sind nicht nur Fotos in dem Album gelandet, sondern auch Eintrittskarten, Artikel und diverse Tickets.


Die Geschichte unserer Vergangenheit wird von der Aktivität des Sehens und Sich-Erinnerns verändert. Jedes Mal, wenn wir uns ein Ereignis zurück in den Kopf rufen, hat es das Potential, in einem anderen Licht zu erscheinen.
Rückblickend war es ein wirklich schönes Projekt für das Jahr 2018. Besonders als ich die Fotos sehr zeitnah eingeklebt habe, war es schön sich an all die Dinge, die man in den vergangenen vier Wochen erlebt hat, zu erinnern und diese auch in einer analogen Form zu sehen als nur auf dem Handydisplay. Bereits nach den ersten zwei Monaten ist mir auch aufgefallen, wie viele Kleinigkeiten man vergisst und wie schön es ist beim Durchblättern eines Albums die Erinnerungen an Momente zu aktivieren. Durch das Einkleben hat man die Momente in gewisser Weise nochmal durchlebt und es ist einem nochmals bewusst geworden, wie viel man auch im tagtäglichen Lebensalltag "erlebt". Diese analoge Form des Rückblicks kann einem helfen den Alltag und Geschehens zu reflektieren und auch das Einkleben war sehr entspannend. Seit ich dieses Album angelegt habe, habe ich es schon unzählige Male in die Hand genommen und durchgeblättert.

* Alle Zitate aus dem Buch Museum der Erinnerung von Anna Stothard (Diogenes Verlag, 2016) 

1 Kommentar:

  1. Ich finde, das ist eine sehr schöne Idee! :) Ich mache dafür leider viel zu wenig Fotos und Reisen. :D

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